Kuba...

Kuba

Es lebe die Revolution – Herr Comandante !!

Für, und gerade unter diesem Leitspruch entbehren noch heute die Kubaner alles das, was für uns eben schon von Geburt an als selbstverständlich gilt.

Im 15. Jahrhundert nimmt Kolumbus die Insel für die spanische Krone unter Besitz. Im 18. Jahrhundert flüchten viele von den Nachbarinseln nach Kuba, denn dort boomt das weiße Gold – der Zucker. Und Mitte des 20. Jahrhunderts (1953-1959) der Sieg der Revolution unter Fidel Castro & Che über die Kapitalisten.

Das prägt das Land bis heute. So waren die Spuren der Planwirtschaft uns täglich zugegen. Konnten wir selbst erfahren, was es bedeutet, heute eben mal kein warmes Wasser zu haben. Wenn der Kellner im Restaurant uns gleich zu Anfang schon zu verstehen gab, was von der Karte heute eben nicht verfügbar war. Anfangs etwas ungewohnt…..aber später eben ganz alltäglich….in Kuba gibt es immer einen Plan B.

Wir starteten unsere Reise in Havanna – der Hauptstadt, von der UNESCO unter Weltkulturerbe gestellt. Diese Perle der Karibik -  wie sie vielerorts genannt wird – bietet so viel, und das so nah nebeneinander.Der Zerfall vieler Häuser, die nach der Revolution an die Kubaner sozialistisch verteilt wurden. Die einen pflegen sie zu schmucken Häusern, andere wiederrum lassen diese schönen Bauten verfallen. So ist es immer wieder zu sehen, wie Häuser und Balkone gestützt werden, um sie vor dem Einstürzen zu bewahren.

Aber auch das Bild der tollen alten Oldtimer, die alle gar über 60 Jahre alt sind – prägen die Stadt bzw. das ganze Land. Überall stehen sie wie Zinnsoldaten aufgereiht. Und immer sieht man an einer Ecke einen Fahrer an seinem guten Stück basteln oder schrauben.

Und obwohl die Menschen hier alle arm sind – auf saubere Kleidung wird stets geachtet. Die positiven Seiten des Sozialismus sind wohl, dass keiner mehr zu haben scheint – als Zigarren, den Rum und die Musik. Und es geht ihnen anscheinend gut. Kostenlose Schulausbildung und medizinische Versorgung sind auch nicht zu verachten. Und Kuba hat viele gute Ärzte die im Austausch für Devisen und Öl gerne ins Ausland geschickt werden. So geschieht das z.B. gerade mit Venezuela – das ca. 1/3 des Ölbedarfs von Kuba kostenlos liefert – gegen Ärzte eben. Und hier ist die nächste Wirtschaftskrise schon vorprogrammiert. Die Machtverhältnisse in Venezuela scheinen sich ja bald zu ändern. Die Kubaner stellen sich schon mal darauf ein…..so wie es damals war, als die UDSSR zusammenbrach, und kein Geld mehr floss…..da gab es täglich nur ca. 4 Stunden Strom….ALLES war Mangelware….aber sie haben es überstanden…..und vielleicht gerade deshalb stehen sie heute noch zusammen….

Ach ja – eines noch – in keiner anderen Stadt auf Kuba, sind mir so viele gut trainierte Menschen aufgefallen. Sixpacks waren Standard! – Später haben wir erfahren was dazu beiträgt  – auch die Fitnessstudios sind kostenlos!

Unsere kleine Gruppenreise führte uns dann am nächsten Tag ins Zigarrental nach Vinales – ebenfalls unter UNESCO-Weltkulturerbe gestellt.

Hier trafen wir auf die Landwirtschaft, die Basis für Alles. Jeder Zigarrenpflanzenbauer muss 90% seiner Ernte für einen Spottpreis an den Staat verkaufen. Der lässt dann für wenig Geld diese in Havanna zu Zigarren drehen, und verkauft sie dann für teures Geld.

Hierzu einen Hinweis. Fast jeder Kubaner verdient im Monat ca. 30 €. Die jedem Kubaner zugeteilte Lebensmittelkarte,  mit der er sich in den staatlichen Supermärkten die Grundnahrungsmittel besorgen kann, reicht allerdings gerade mal für 10-15 Tage. Was darüber hinaus gekauft werden muss, das wird dann z.B. durch die Vermietung von Zimmern – den sogenannten Casa particulares – verdient. Oder das dann doch gern gesehene Trinkgeld - ein Widerspruch zum System an sich. Auf halb offiziellen Märkten wird dann der Rest an Lebenmitteln besorgt….Ach wir waren einige male bei privaten Familien untergebracht, und konnten so hautnah das Leben erfahren. Die herzlichen Familien nahmen uns freundlich auf und teilen den letzen Kaffee…und wenn er mal knapp wurde – dann wird er mit gerösteten Erbsen gestreckt ! Nicht ganz so lecker – aber wir haben es überlebt. Auch die für uns so selbstverständliche Milch – hier ein kostbares Gut. Nur Kleinkinder bis 4 Jahre bekommen sie täglich zugeiteilt. Alle Erwachsenen müssen sich mit dem Milchpulver begnügen. Der Reis ist Grundlage für alles…..wird auch selbst angebaut….der Rest kommt aus Vietnam……die Kartoffel ist rar….sie kann nur einmal im Jahr angebaut werden…..der Ertrag also entsprechend gering.

Im Tal selbst waren wir bei einem Zigarrenbauern und konnten seine Kunst und das Handwerk erlernen. Natürlich haben wir auch eine „gepafft“ und selbstverständlich gab es dazu ein Nationalgetränk  - den Mojito.

Der nächste Tag brachte uns – vorbei an der Schweinebucht die 1961 Weltgeschichte schrieb - nach Cienfuegos. Auch ein schmuckes Musiker- und Hafenstädtchen mit Charme. Ein reicher Zuckerfabrikant erbaute hier ein kleines Schloss. Der Blick auf das einzige,  und nie in Betrieb genommene Atomkraftwerk, trübte nur wenig die Abendstimmung. Nach dem Zusammenfall der UDSSR in den 90igern wurde KUBA fallen gelassen. War es doch strategisch nicht mehr so interessant – also wurde jegliche finanzielle Unterstützung eingestellt. So steht das AKW einsam und verlassen dort. Keiner weiß genau was dort geschieht….es scheint ein gut gehütetes Geheimnis.

Der nächste Tag wartete mit dem Highlight auf uns – Trinidad !! Dieses kleine und verschlafene Stadt lebt von Musik, Rum & Salsa. Auch hier hatte die UNESCO rechtzeitig Einhalt geboten. Dieses Städtchen zeigt Baustiele aus so vielen Epochen, zeigt Lebenslust & Charme. Wer durch die historische Altstadt schlendert erreicht automatisch die Villa de la Musica und die Treppenstufen davor. Hier findet jeden Abend ein kostenloses Konzert der Musiker statt, die an der Universität Musik studieren. Ein Cuba-Libre oder ein Mojito – und der Abend kann nur schön werden! Hier kommt Kunst und Kultur auf keinen Fall zu kurz……vergessen ist die Mangelwirtschaft….wenn mal wieder Toilettenpapier oder die Seife knapp wird, oder ganz fehlt. Rum, Zigarren & Salsa wird es immer geben.

Auch in dieser Stadt wird jedem klar, wie der Staat die Bevölkerung bewachen will. Das Thema Internet und WiFi war aktueller wie nie zuvor. Zu unserem Reisezeitpunkt war es gerade einmal ein paar Monate verfügbar. Diese Hotspots gibt es allerdings nur an öffentlichen Plätzen und auch Einheimische müssen dafür verhältnismäßig viel zahlen….ca. 5 € für die Stunde. So entsteht das Phänomen, dass alle sich an diesen Orten mit ihren Handys treffen, um zu skypen oder zu surfen…..was bei der Geschwindigkeit nicht wirklich Spaß macht. Private Anschlüsse gibt es nicht ! Klar – so kann die Regierung schnell reagieren und alle Internetverbindungen kappen – wenn es notwendig werden sollte.

Unsere Reise führte uns noch über Santa Spiritus & Santa Clara…..dort gibt es Geschichte pur….das Denkmal an Che Guevara, Sohn eines Arztes,  der sogar mit der Deutschen Dolmetscherin der DDR – Tamara Bunke – zusammen war. Heute weiß man, dass die Stasi im Spiel war…war das sozialistische Land doch wichtig. Bis heute umstritten und mit Sagen umwogen ist der Abschiedsbrief von Che an Fidel. Wurde er als Opfer erbracht – oder zog es ihn wirklich aus eigenen Stücken nach Bolivien, wo er im Kampf sein Leben verlor.

Unsere letzte Station war Matanzas…..die im Schatten von Havanna steht,  aber auch durchaus ihre eigenen Reize hat!

Und nach soviel Kultur & Geschichte gönnten wir uns noch ein paar Tage Strand und Meer in Varadero bevor es von dort aus wieder gen Heimat ging.

Seit 2008,  und unter der Führung von Raoul Castro öffnet sich das Land etwas…..sogenannte Reformen bereiten das Land wohl auf eine Marktwirtschaft vor. Vorstellbar wäre das Model China. Wir bekamen den Eindruck vermittelt, dass die Bevölkerung bereit dafür ist.  Ob die Amerikaner allerdings gute Freunde werden, bleibt dahin gestellt. Viele waren nicht gut auf sie zu sprechen. Die Deutschen Touristen sind aber auch nicht die Lieblinge – sind wir doch die Reichen und zu korrekt und penibel….uns fehlt die lockere Lebenseinstellung….…..die Kanadier fallen in Varadero massenhaft ein,  und sehen es als ihr Gran Canaria an – auch nicht so schön !

Wir waren froh,  das Land noch rechtzeitig, und so ursprünglich gesehen zu haben – bevor das erste MC Donald am Flughafen in Havanna die Kultur und ihre Menschen verändert.

Wir wollen wieder kommen….und sehen was sich verändert hat! Bleibt zu hoffen, dass Kuba und seine Menschen einen moderaten Weg finden, die Vorzüge der modernen Welt zu erlangen, ohne ihren Charme und Lebenslust zu verlieren.

Ganz zum Schluss noch zwei nützliche Hinweise:

Zahlungsmittel ist der CUC - den sollte man sich auf jeden Fall besorgen. An den Geldautomaten funktioniert NUR DIE VISA-Karte, die in keiner Kooperation mit einem amerikanischen Unternehmen (z.B. Targo-Bank) stehen darf !

Homosexualität ist weitestgehend akzeptiert und toleriert. Nur das öffentliche Ausleben kann mit Haft bestraft werden. Wir haben uns immer sehr sicher und wohl gefühlt !

 

Michael & Hardy

 

Dezember 2015